VKB Magazin 2/22

FOTOS: RPHOTOSCHMIDT / ISTOCK /GETTY IMAGES PLUS, ERIC KRÜGL INFLATION CHANCE STATT PANIK Schon bisher galt das Anlegerprinzip, Gewinne über der Inflationsrate zu erzielen. Das war lange auch mit risikoscheuen Investments möglich. Muss man nun mehr Risiko nehmen? Feicht: Wenn wir auf die letzten großen Inflationsraten zurückschauen, dann landen wir in den 1970er Jahren. Der Unterschied war jedoch, dass es ein wesentlich höheres Zinsniveau um die 10 Prozent gab. Da- durch wurde die Inflationsrate gut abgefedert. Jetzt gibt es faktisch keine Zinsen, das heißt, für Cash bekomme ich nichts. Ich verliere sogar. Jemand mit 10.000 Euro am Sparbuch hat in einem Jahr nur eine Kaufkraft von 9.000 Euro. Viele Anleger sind nach wie vor zu cashlastig unterwegs. Wenn ich 50 Prozent in Aktien und 50 Prozent in Cash investiert habe, habe ich nicht die Chance, die Inflation herein- zuverdienen. Ich müsste bei Aktien 20 Prozent verdienen und das ist unrealistisch, realistisch reden wir von 5 bis 7 Prozent auf längere Zeiträume. Der Zeitraum ist ohnehin das Um und Auf jeder guten Veranlagung. Wie muss ich mein Portfolio nun gestalten, um die Teuerung zu decken bzw. um nichts zu verlieren? Feicht: In den vergangenen Jahren wurde viel in Technologie-Aktien investiert. Diese sollte man nun eher zurückfahren. Viele Technologietitel sind zum Teil fremdfinanziert und damit sinken die Gewinnaussich- ten. Technologiewerte sind weiterhin langfristig interessant, doch man muss ein wenig „re“balancen. Aktuell sind Konsumwerte oder auch die Gesundheitsbranche gefragt. Empfehlenswert sind Dinge des täglichen Bedarfs, also defensive Konsumwerte wie die Nahrungsmittelbranche, ebenso wie die Telekommunikationsbranche. Wir müssen essen, trinken und kommunizieren. Defensive Konsumwerte wachsen allerdings geringer als zyklische Titel wie die Automobil- oder Technologiebranche. In einem guten Jahr brachten Technologietitel ein überdurchschnittliches Wachstum von 15 bis 20 Prozent ein, umgekehrt könnte man in einem schlechten Jahr auch 20 Pro- zent verlieren. Wenn ich 30 Prozent meines Portfolios in Technologie investiere, dann nehme ich diese Schwankungen stärker mit, als wenn ich einen Teil in Gesundheit und einen Teil in Nahrung veranlagt habe. Wie kann das konkret aussehen? Feicht: Um die Inflation abzudecken, gibt es drei große Gruppen: erstens, wie ausgeführt, Sachwerte. Zweitens nach wie vor Immobilien. Allerdings mit einer Einschränkung: Die Preise sind schon sehr hoch, dazu kam die Verordnung vom 1. August 2022, die Hürden für Wohnbau- kredite geschaffen hat. Kreditnahmen für Privathaushalte sind nun verschärft. Wenn man langfristig denkt, also zehn Jahre aufwärts, sind Immobilien nach wie vor ein sehr gutes Investment. Und dann haben wir noch Gold. Das hat 2022 bisher noch nicht gut funktioniert, weil der Goldpreis sogar gesunken ist. Viele große Investoren haben sich gesagt, dass man, wenn man 3 Prozent für Anleihen bekommt, nicht in Gold geht, denn bei Gold gibt es keine Ausschüttung. Langfristig ist Gold aber immer ein gewisser Inflationsschutz. Die EZB erhöht die Zinsen, um den Druck herauszunehmen. Was bedeutet das für Anleger? Feicht: Die Zinserhöhung dient der Stabilisierung und steigende Zinsen bringen neue Chancen. Bisher gab es bei Anleihen null oder Negativzinsen, jetzt sind wir wieder bei 2,5 bis 3 Prozent Gewinn. Natür- lich decke ich die Inflation damit nicht ab, aber eine dreijährige Anleihe mit 3 Prozent Zinsen ist besser als Cash mit null Zinsen. Der Markt nimmt das gut auf und es sind weitere Schritte nicht auszuschließen. Wie sehen Sie die mittelfristige Zukunft? Worauf müssen sich Anleger einstellen? Feicht: Wir werden die hohen Inflations- raten nicht auf Dauer haben, aber auch nicht die ganz niedrigen Raten der vergangenen Jahre. Man rechnet in Zukunft mit einer Inflation zwischen 3 und 4 Prozent. Es gibt schließlich einige Inflationstreiber. Da wäre einmal die demografische Entwicklung. 100 Menschen, die in Österreich in Pension gehen, stehen 54 gegenüber, die in den Arbeitsprozess eintreten. Fast jedes Unternehmen kämpft um Arbeitskräfte. Will man gute Leute haben, muss man mehr bezahlen – Angebot und Nachfrage. Die höheren Lohnkosten wirken sich auf die Preise aus und damit steigt die Inflation. Der zweite Punkt ist die globalisierte Wirtschaft. Solange die Transportpreise niedrig waren und alles just in time geliefert wurde, war die globalisierte Wirtschaft kostenseitig ideal. Jetzt haben Unternehmen gelernt. Sie bauen wieder Läger auf und Lagerkosten steigern die Produktionspreise. Und schließlich drückt die Dekarbonisierung auf die Inflationsrate. So richtig dieser Schritt ist, er kostet Geld und es wird wohl auch Ver- zicht brauchen. Die aktuelle Energie-Debatte beschleunigt den Prozess. Das bedeutet aber wieder eine große Chance für Anleger, die in alternative Energietechnik investieren. Wie sieht Ihr derzeitiger Alltag aus? Wie ist die Stimmung gegenwärtig bei Ihren Kunden? Feicht: Zurzeit habe ich relativ viele Termine. Das Wichtigste ist, dass man mit den Kunden durch schwierige Zeiten gut durchkommt. Die Stimmung ist unterschiedlich: Die Kunden, die von Haus aus gut informiert sind, sehen die aktuelle Situation eher als Chance. Sie können gute Titel mit deutlichen Abschlägen einkaufen. Die Mehrheit der Kunden informiert sich genau und ist daher nicht sonderlich aufgeregt. Nur rund 10 Prozent sind nervös. Dazu besteht aber kein Grund, wenn man proaktiv sein Portfolio justiert, sprich, es an die Gegebenheiten anpasst. n Empfehlenswert sind Dinge des täglichen Bedarfs, also defensive Konsumwerte, wie die Nahrungsmittelbranche, ebenso wie die Telekommunikationsbranche. Christian Feicht Direktor VKB-Private Banking INFLATION VKB|BANK 41 40 VKB|BANK INFLATION. Die Inflation stellt Anleger vor neue Herausforderungen. Doch es besteht kein Grund zur Panik, es bieten sich sogar neue Chancen. Christian Feicht, Direktor VKB-Private Banking, erklärt warum. Allgemeiner Risiko-Hinweis: Marketingmitteilung: Diese Angaben sind unverbindlich und stellen weder eine Anlageempfehlung noch eine Beratungsleistung noch ein Angebot dar. Keine Finanzanalyse: Diese Angaben wurden nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt und unterliegen auch nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen. Prospekt-Hinweis: Es sind ausschließlich die Angaben im Prospekt verbindlich. Der Prospekt und das Kundeninformationsdokument sind am Sitz der Kapitalanlagegesellschaft und/oder in jeder Filiale der Volkskreditbank AG in deutscher (in Ausnahmefällen nur in englischer) Sprache und in Papierform kostenlos erhältlich. 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