VKB Magazin 2/22

VKB|BANK 17 16 VKB|BANK BUSINESS BUSINESS Wenn wir über Geld reden, ist die Inflation derzeit ein großes Thema. Wie geht es Ihnen als Unternehmerin mit der Teuerung? Riemenschneider: Bei Papier, Karto- nagen und Verpackungen sind die Preise explodiert. Die Lieferzeiten haben sich teil- weise verdreifacht und fixe Liefertermine gibt es fast gar nicht mehr. Das hat zur Folge, dass wir mehr Rohstoffe und Verpackungsmaterial auf Lager halten müssen. Auch die Preisentwicklung im Kunststoffbereich trifft uns hart, weil wir unsere Fein- kostprodukte in Kunststoffbecher abfüllen. Und dann sind da auch noch die Rohstoffe: Bei Speiseöl, Butter oder Margari- ne stiegen die Preise bis zu 70 Prozent. Preisanpassungen bei Gewürzen, Gemüse und Molkereiprodukten im zwei- stelligen Bereich sind mittlerweile „normal“. Aufgrund feh- lender Erntehelfer ist es zudem ein Kampf, Rohwaren zeitge- recht geliefert zu bekommen. Mein Vater ist 50 Jahre im Unternehmen und er sagt, so etwas habe er noch nicht erlebt. Preiserhöhungen sind eine sensible Sache. Wie gehen Sie damit um? Riemenschneider: Teuerun- gen in dieser Dimension kann kein Unternehmen allein stemmen. Aber wir können Preissteigerungen auch nicht eins zu eins an Konsumenten weitergeben. Jede Preiserhöhung muss zudem vor den Handelskonzernen gerechtfertigt werden. Der Gabelbissen ist Ihr bekanntestes Produkt. Wie genau schaut der Konsument auf den Preis? Riemenschneider: Natürlich schaut der Konsument genau, aber man ist weniger preissensibel als bei Grundnahrungsmitteln. Die Schwankungsbreite ist daher größer. Der Gabelbissen ist zum Glück beliebt, aber kein Produkt des täglichen Bedarfs. Ich sage immer: Man kann ohne Gabelbissen leben, wenn auch schlecht (… lacht). Mit Ihnen ist die dritte Generation im Unternehmen am Ruder. Hat sich Ihr Verhältnis zu Geld seit der Übergabe verändert? Riemenschneider: Es ist auch schon wieder mehr als ein Jahrzehnt her, seit ich die Geschäfte führe. Der Umgang mit Geld war bei uns immer schon eher konservativ geprägt. Eine gesunde finanzielle Basis ist uns wichtig. Wir haben auch mit der VKB eine verlässliche Bank, mit der wir bereits lange erfolgreich zusammenarbeiten. Zudem steht mir mein Vater als „Finanz- minister“ mit Rat und Tat zur Seite. Wofür geben Sie gerne Geld aus? Riemenschneider: Immer gerne für gutes Essen, manchmal werde ich bei einer schönen Handtasche schwach und bei Dingen für meine dreijährige Tochter. Früher habe ich mir selbst gerne etwas gegönnt, jetzt steht mein Kind mehr im Zentrum. In Österreich werden Geld und Erfolg oft als Provokation wahrgenommen. Erleben Sie das auch so? Riemenschneider: Es ist ein europäisches und vor allem ein österreichisches Phänomen, seinen Erfolg nicht zu zeigen. In den USA freuen sich ande- re mit einem, wenn man etwas schafft, in Österreich ist eher das Gegenteil der Fall. Das ist schade, denn hinter einem Erfolgsweg stehen vielfach Entbehrung und harte Arbeit. Sie sind schwedische Honorarkonsulin für Oberösterreich. Haben Skandinavier ein anderes Verhältnis zu Geld als wir? Riemenschneider: Ich denke, dass sich die Sparkultur Schwedens von jener in Österreich stark unterscheidet. In Schwe- den gibt es eine lange Geschichte des Aktiensparens, während man in Österreich mehr sparzinsorientiert ist. Stichwort: Sparbuch. Aktien als staatliches Pensionssystem sind bei uns undenkbar, während sie in Schweden seit vielen Jahren eine Selbstver- ständlichkeit sind. Außerdem sind die Schweden Vorreiter beim bargeldlosen Zahlungsverkehr in Europa. Selbst kleine Beträge werden beim Einkaufen kaum noch mit Bargeld an der Kassa bezahlt. ELKE RIEMENSCHNEIDER UNTERNEHMERIN „Eine gesunde finanzielle Basis ist uns wichtig.“ GAUMENFREUDE ELKE RIEMENSCHNEIDER, Jahrgang 1978, studierte BWL an der Johannes Kepler Universität. Seit 2011 führt sie in dritter Generation die Erste Linzer Feinkost Riemenschneider Nahrungsmittelerzeugung GmbH. Das Unternehmen wurde 1963 von ihrem Großvater Horst Riemenschneider gegründet, 1987 übernahm Vater Bernd den Betrieb. Das Unternehmen beschäftigt etwa 30 Mitarbeiter. Es ist ein europäisches und vor allem ein österreichisches Phänomen, seinen Erfolg nicht zu zeigen. FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, ELKE RIEMENSCHNEIDER

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