VKB Magazin 2/23

MAXIMILIAN ETZENBERGER GRÜNDER UND EIGENTÜMER ETZI-GROUP GMBH FOTOS: ETZI-GROUP GMBH COVERSTORY Sie haben Ihre Firma vor 30 Jahren gegründet – ohne Ausbildung im Bauwesen. Was war Ihr Antrieb? Maximilian Etzenberger: Ich bin ein echter Quereinsteiger. Gelernt habe ich Bürokaufmann in einer Anwaltskanzlei, war in der Metall- und Chemiebranche tätig und arbeitete im Bausektor als Einkäufer für zwei Jahre. Mit 27 Jahren fand ich keinen passenden Job. Da habe ich mir gesagt: Ich mache mich in der Baubranche selbstständig, die hat mir gut gefallen. Heute zählt die Etzi-Gruppe zu den Marktführern bei Ziegelfertighäusern und beschäftigt 200 Mitarbeiter. Was haben Sie richtig gemacht? Etzenberger: Es gab damals kein Alternativangebot zu den Holzriegel-Fertighäusern. Dasselbe Haus in Ziegelmassiv anzubieten, war unsere Chance. Nachdem wir die ersten drei Jahre beim Kellerbau für Fertighäuser Erfahrung gesammelt hatten, sind wir in den Fertigteilbereich gewechselt. Zuletzt produzierten wir 70 Prozent unserer Häuser schlüssel- und 30 Prozent belagsfertig. Zu den erwähnten Mitarbeitern: Vor Kurzem waren es noch 250, aber aufgrund der Baukrise mussten wir Leute abbauen. Das ist nicht Ihre erste Krise. Vor gut 20 Jahren war ein unverschuldeter Konkurs die Basis für einen Neuanfang. Warum haben Sie damals nicht alles hingeschmissen? Etzenberger: Ich habe immer das Gegenteil von dem gemacht, was von mir erwartet wurde. Rückblickend war es ein Vorteil, einen Schlussstrich zu ziehen. Ich wollte es allen noch einmal zeigen. Für den Erfolg braucht es Fleiß, Kraft und Willensstärke. Aber es braucht auch Visionen – und dafür bin ich bekannt. Ich habe in Krisenzeiten immer investiert. Zum Beispiel 2008/09: Mitten in der Wirtschafts- und Finanzkrise eröffneten wir den Neubau in Vorchdorf, gründeten die Marke „Austrohaus“ und erweiterten unseren Aktionsradius bis Wien. Kaum jemand hat es im Krisenjahr 2008 verstanden, dass wir in dieser Dimension neu bauen. Sie errichten gerade wieder ein neues Werk in Ried im Traunkreis. Was sind die Gründe dafür? Etzenberger: Mit dem Bau eines neuen Werks beschäftigen wir uns aufgrund des Facharbeitermangels schon einige Jahre. Der Beruf Maurer ist nicht mehr sexy. Es gehen mehr Leute in Pension, als Lehrlinge gewonnen werden können. Mit der Baukrise hat sich das Problem verschärft, weil aktuell kaum Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser gebaut werden. Die nächsten eineinhalb Jahre wird die Baubranche geschätzt 50 Prozent ihrer Mitarbeiter verlieren. Erst 2025 rechne ich mit einem Anziehen der Bautätigkeiten. Die Frage ist, wer dann die Aufträge abarbeiten soll? Digitalisierung und Automatisierung sind daher das Gebot der Stunde. Wir werden nicht nur in Ried im Traunkreis eine Produktion für alternative Bausysteme aufbauen, sondern planen auch Werke im Südwesten Wiens und in der Steiermark. Ein neues Schlagwort ist Windowment. Was steckt hinter diesem Begriff? Etzenberger: Simple Ziegelwände ersetzen nur den Maurer. Wir fertigen aber intelligente Wände mit vorinstallierten Leitungen und Fräsarbeiten. Im Zuge dessen haben wir ein System gesucht, womit wir FensterKomplettelemente samt Sonnenschutz und Fensterbank fertig einbauen können. Das Potenzial der Windowment-Systemlösung ist groß. Es ist universell einsetzbar und hat dank des hohen Vorfertigungsgrads den Vorteil, dass Schlampigkeitsfehler vermieden werden, die Bauzeit verkürzt wird und Kosten eingespart werden können. Wer investiert und wächst, braucht auch die richtige Bank, oder? Etzenberger: In unserer Größe arbeiten wir mit vielen Banken zusammen. Aber nur die Verbindung mit der VKB beruht auf freundschaftlicher Basis. Da gibt es sehr viel wechselseitiges Vertrauen. Man geht ehrlich miteinander um. Es ist eine saubere, ordentliche Partnerschaft. Für den Erfolg braucht es Fleiß, Kraft und Willensstärke. Aber es braucht auch Visionen – und dafür bin ich bekannt. BAU-VISIONÄR 1993 gründete Kommerzialrat Maximilian Etzenberger (Jg. 1965) Etzi-Haus in Vorchdorf. Heute zählt das familiengeführte Unternehmen zu den Marktführern in Österreich für belags- und schlüsselfertige Ziegelhäuser (im Bild: die Unternehmerfamilie). Etzenberger gilt als unkonventioneller, innovativer Kopf, der früh auf Trends reagiert. Aktuell setzt die Etzi-Group mit dem Bau eines Werks am neuen Standort Ried im Traunkreis auf Automatisierung und hohen Vorfertigungsgrad. „Ich habe in Krisenzeiten immer investiert.“ VKB 11 10 VKB

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