VKB Magazin 1_2024

COVERSTORY 16 VKB dig machte, nicht fremd. „Ich hatte damals keinerlei Bezug zur Immobilienbranche und bin einfach ins kalte Wasser gesprungen“, sagt Wagner. Anfangs habe man als Bauträger Immobilien verwertet, die vergangenen zehn Jahre wurden aber doch einige Immobilien im Bestand behalten und vermietet. Das Studentenheim ist das mit Abstand größte Objekt mit dem intensivsten Betreuungsaufwand. „Wir sind keine klassischen Investoren, sondern ein Familienbetrieb. Somit ist der Kontakt viel persönlicher und es wird auf Details geachtet. Wir wollen den Eltern die Sicherheit geben, dass ihre Kinder bei uns gut aufgehoben sind“, betont Wagner. Ihr Mann ist Architekt, die beiden Töchter arbeiten ebenfalls im Unternehmen mit. Sie haben Andrea Wagner nach teils leidvollen Erfahrungen in Studenten-Unterkünften im Ausland für das Projekt in Wien inspiriert. Die aktuelle Entwicklung am Immobilienmarkt sei herausfordernd, ist aber keine neue Erfahrung für Wagner, die es gelernt hat, sich flexibel auf neue Gegebenheiten einzustellen. Eine Entspannung der wirtschaftlichen Lage sei nur eine Frage der Zeit: „Nach jedem Tief kommt ein Hoch“, so die Unternehmerin optimistisch. Der Draht zur Bank sei wichtig: „Es ist ein Geben und ein Nehmen durch alle Hochs und Tiefs – eine Partnerschaft, die gepflegt werden muss. Wir haben es Gott sei Dank mit sehr fairen Partnern zu tun.“ Es läuft rund beim Kugellager Klepsa Im Jahr 1988 nutzten Friedlinde und Hans Klepsa ihre Chance und übernahmen den Linzer Standort des schwedischen Kugellagerunternehmens. Damit erfolgte der Startschuss für die Kugellager Klepsa GmbH. Elf Jahre lang führte Familie Klepsa erfolgreich das Unternehmen, bis man ein eigenes Firmengebäude in der Wiener Straße 212errichtete. Nachdem ihr Vater Ende 1999 überraschend starb, übernahm Susanne Klepsa den Betrieb und entwickelte ihn kontinuierlich weiter. Heute ist das Linzer Familienunternehmen mit seinen neun Mitarbeitern für zahlreiche Firmen in der Region um Linz ein wichtiger Zulieferer. Kreative Weiterentwicklung Klepsa behauptet von sich selbst, „pessimistische Realistin“ zu sein. „Den Optimisten finden Sie ein Büro weiter“, lacht sie und deutet auf den Arbeitsplatz ihres Gesellschafters Christian Friedl. Tatsächlich ist der Wettbewerb in der Branche hart und große Konzerne setzen den kleinen Unternehmen zu. Für ihr Unternehmen blickt Klepsa dennoch optimistisch in die Zukunft: „Wir haben unsere Nische gefunden und können so dem Wettbewerb trotzen.“ Diese Resilienz und Anpassungsfähigkeit am umkämpften Markt stellte das Unternehmen in seiner Geschichte bereits hervorragend unter Beweis. Ursprünglich verkaufte der Handelsbetrieb lediglich die SKF-Standardprodukte. Über die Jahre entwickelte man sich aber zum Spezialisten, der auch Sonderlösungen rund um die Antriebstechnik anbietet. „Man muss in der Geschäftswelt kreativ sein“, meint Klepsa. Außerdem werden Wälzlager auch in Zukunft nicht weniger gefragt sein. Tatsächlich ist nur wenigen Menschen bewusst, wie häufig sie mit diesen in Berührung kommen. „In jedem Staubsauger, in jeder Küchenmaschine, in PC-Lüftern und in vielen anderen alltäglichen Gegenständen verstecken sich Kugellager.“ Das große Ganze 24 Jahre steht Klepsa mittlerweile an der Spitze ihres Betriebs. Sie ist österreichweit eine von nur sehr wenigen Frauen, die als Geschäftsführerinnen eines SKF-Händlers auftreten. Gelegentlich hat sie in dieser männerdominierten Branche auch mit Vorurteilen zu kämpfen. Denn auch wenn man als Frau nicht weniger angesehen ist, merkt die Geschäftsführerin im täglichen Umgang mit Kunden oder Lieferanten trotzdem manchmal noch die alten Weltbilder. „Man muss da Durchsetzungsvermögen erlernen.“ In ihrem Unternehmen war Klepsa schon immer eine Verfechterin von gemischten Teams. „Männer legen im Job häufig eine fokussierte ambitionierte Zielstrebigkeit an den Tag, während Frauen oft einen besseren Überblick auf das große Ganze bewahren. Das passt gut zusammen.“ Ein Wunsch ihrerseits wäre, dass viele Tätigkeiten, die in unserer Gesellschaft hauptsächlich von Frauen ausgeübt werden, mehr Wertschätzung erfahren würden. Herausforderungen der KMU Auch wenn Kugellager Klepsa in den vergangenen Jahren wirtschaftlich erfolgreich war, hat die Geschäftsführerin manchmal das Gefühl, dass auf kleine Betriebe gelegentlich vergessen wird. „Ein Beispiel ist die Registrierkassenpflicht. Die Einführung hat uns 8.000 Euro gekostet. Unser Barverkauf ist aber nur ein ganz kleiner Teil vom Umsatz.“ FOTO: FOTOSTUDIO EDER BETREUUNG. Zwischen Sabine Hauke, Kundenbetreuerin der VKB, Gerhard Schallauer, Vertriebsdirektor Firmenkunden VKB Ost, und Andrea Wagner wird eng zusammengearbeitet. BEGLEITER. Susanne Klepsa ist glücklich, dass sie sich auf Elke Janko, Filialleiterin VKB-Leonding, und Markus Lechthaler, Vertriebsdirektor Firmenkunden VKB Nord, verlassen kann. FOTOS: ERNST KAINERSTORFER, FOTOSTUDIO EDER VKB 17 Und auch die Gesetzgebung rund um Lieferketten stellt sich für den Handelsbetrieb als Herausforderung dar. Das kleine Unternehmen ist vom Lieferkettengesetz rechtlich nicht betroffen, ist aber dennoch angehalten, die entsprechenden Richtlinien innerhalb der Lieferkette zu beachten. Außerdem hat das Unternehmen internationale Konzerne als Kunden. „Die fragen, was machst Du in Sachen Menschen, Klima- und Umweltschutz, was ist mit Kinderarbeit in Asien?“ Diese Fragen sind für die Wälzlager-Händlerin schwer zu beantworten. Für sie ist es kaum leistbar, die gesamte Lieferkette zu kontrollieren. Für kleine Unternehmen würde sich Klepsa neben einer Reduktion der Bürokratie auch noch bessere finanzielle Förderungen durch die öffentliche Hand wünschen. „Es braucht eine Wirtschaft mit kleinen und mittelständischen Unternehmen. Ich finde es schade, wenn Familienbetriebe in internationalen Konzernen und Investorengesellschaften aufgehen.“ Verlässlicher Wegbegleiter Mit der VKB hat Susanne Klepsa für sich den richtigen Partner gefunden. Das Firmengebäude und den Grund in der Wiener Straße hatte man Ende der 1990erJahre bei einer anderen Bank kredit- finanziert, dann jedoch wurde eine Umschuldung mit der VKB durchgeführt. „Die VKB hat damals an uns geglaubt und ich bin sehr dankbar, dass sie den Weg mit uns gegangen ist“, blickt sie zurück. Heute hat das Unternehmen eine gute Eigenkapitalquote und ist bei der Finanzierung derzeit nicht auf Hilfe angewiesen. „Wichtig ist für mich aber, dass die VKB für mich da ist, wenn ich sie brauche.“ n ZUR PERSON SUSANNE KLEPSA. Nach dem Schulabschluss begann Susanne Klepsa ein Jus-Studium, entschied sich jedoch dazu, in den elterlichen Betrieb einzusteigen. Ihren betriebswirtschaftlichen Abschluss hat sie Jahre später an der Middlesex University London gemacht. Ende 1999 verstarb überraschend ihr Vater und Klepsa übernahm den familiären Handelsbetrieb. Seither leitet sie erfolgreich das Unternehmen. Es braucht eine Wirtschaft mit kleinen und mittelständischen Unternehmen. Ich finde es schade, wenn Betriebe in internationalen Konzernen und Investorengesellschaften aufgehen. Susanne Klepsa Geschäftsführerin Kugellager Klepsa

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