VKB Magazin 1_2024

andere Kulturen. Die fehlende klassische Verkaufsschule habe ich durch viel Herzblut kompensiert.“ Das Unternehmen ist weltweit im Geschäft. Weltweit im Geschäft „In Skandinavien und den Vereinigten Arabischen Emiraten haben wir Handelspartner. In den USA und Japan arbeiten wir mit anderen Herstellern zusammen, die unsere Produkte lizensieren. In den USA ist das unter anderem der Marktführer Steelcase.“ Durch ihre Vertriebstätigkeit hat Wiesner „alle Produkte bis zur letzten Schraube kennengelernt. Ich musste den Lizenznehmern etwa in Japan ja ganz genau erklären, wie das Produkt aufgebaut ist“. Produkte, die durch Innovation und Qualität glänzen. So gelang es, als einem von nur zwei Büromöbelherstellern in Familienbesitz zu bleiben. Grund für den Erfolg war die Weitsicht, Trends in der Arbeitswelt frühzeitig zu erkennen. „Remote Work war für viele lange nur ein Randthema, wurde von uns aber schon immer mitgedacht. Das Büro sehen wir seit Langem als eine Art Kommunikationsplattform.“ Wiesner mag das Wort „Büro“ nicht sonderlich, denn „es hat so etwas 1970er/1980er-Mäßiges – für uns steht alles für Kommunikation“. Und dafür gibt es nunmal keine Patentlösung, denn: „Das Büro soll den Charakter des Unternehmens reflektieren.“ Doch nicht nur im Office, sondern auch im Hotelgewerbe ist Wiesner-Hager im Geschäft. „Wir haben Rahmenverträge mit Accor, Radisson und NH Hotels. Auch da geht es um das Thema Kommunikation“, erklärt die Geschäftsführerin. Vertrauen statt Sudern Das alles widerspiegelt das Mindset. „Das Familienunternehmensdenken ist immer nachhaltig und das verfolgen wir stringent. Wir sudern nicht, sondern vertrauen darauf, dass es nach schlechten Zeiten auch wieder bergauf geht. In der Unternehmensgeschichte wurden schon so viele Krisen gemeistert. Ein Unternehmen ist ja auch ein lernender Organismus.“ Eine Geschichte, die stets mit Österreich, im Speziellen mit Altheim, verbunden ist. „Als Unternehmen mit langjähriger Historie ist man selbst an der Standortentwicklung beteiligt.“ Aktuelle Probleme, wie beispielsweise die Energiekrise, sieht Wiesner hausgemacht, aber auch da lässt sie keineswegs billige Ausreden gelten. „Die Politik kennt zwar die Probleme und schaut – in der Hoffnung, sie würden sich in Luft auflösen – zu, aber wir wählen die Regierung ja auch selbst.“ Lehrberufe attraktivieren Wiesner-Hager steht daher zu Altheim, denn das bedeutet auch kurze Wege. „Im Einkauf beziehen wir so viel wie möglich aus der näheren Umgebung.“ Neben dem Hauptwerk betreibt das Unternehmen seit 25 Jahren eine Polsterei in Tschechien: „Weil es bei uns schlichtweg kaum noch Polsterer gibt.“ Ein Herzensthema von Laura Wiesner ist es daher, dass „es politisch mitgetragen werden muss, dass Lehrberufe wieder attraktiver werden, vor allem rund um den Werkstoff Holz“. Wiesner möchte das auf bildungspolitischer Ebene populärer gestalten. „Das ist etwas, was man von klein auf lernen sollte. Doch wenn es um Klima und Nachhaltigkeit geht, ist schon einiges in Bewegung.“ Achtsamer Führungsstil So wie Laura Wiesner selbst immer in Bewegung bleibt. Sie ist ausgebildete Yogalehrerin – „Das bringt auch viel für einen achtsamen Führungsstil“ – und außerdem begeisterte Ruderin. Begeisterung, die sie in ihren Job mit einbringt. „Meine Motivation muss ich nicht hinterfragen, weil es mir unheimlich viel Spaß macht. Die persönliche Verantwortung ist mein größter Motivator.“ Wohl auch ein wenig Neugier, denn Laura Wiesner bezeichnet sich selbst als „Sendung mit der Maus“-Kind. „Es hat mich schon immer fasziniert, wie Dinge gemacht werden.“ Ob ihre acht Monate alte Tochter ihr in diesem Punkt ähnelt, wird sich zeigen, doch auch sie kennt das Unternehmen bereits, denn sie ist mit der Mama des Öfteren mit. Die nächste Generation steht – zwar noch auf wackeligen Beinen – aber dennoch ante portas. FOTO: PETER MAYR COVERSTORY Wenn ich etwas kaufe, das in Österreich produziert wird, kann man schon von Redlichkeit ausgehen. Claudia Haslinger Geschäftsführerin SFK Tischler GmbH DOPPELPASS. Yoga und Fußball – das passt: Wiesner-Hager-Geschäftsführerin Laura Wiesner mit Patrick Klostermann, Vertriebsdirektor Firmenkunden VKB West. FOTO: LUDWIG PULLIRSCH PHOTOGRAPHY 12 VKB VKB 13 Qualität und Innovation sind Schwestern Was haben die goldfarbenen Brüstungselemente im Linzer Musiktheater mit dem Rahmen des nachhaltigsten Fahrrads der Welt – „My Esel“ – und einer zu 100 Prozentbarrierefreien Flugzeugtoilette gemeinsam? Sie alle stammen aus der SFK Tischler GmbH aus Kirchham bei Vorchdorf. Wobei es der Zusatz „Technologie Manufaktur“ besser trifft. Die Töchter von Geschäftsführer Gerhard Spitzbart, der seinen Betrieb 1992 gründete, sind seit 2007 bzw. 2008 mit an Bord. Claudia Haslinger ist für Marketing und Verkauf verantwortlich, Schwester Martina Huemer-Fistelberger für Controlling und Projektmanagement. „Schon unser Urgroßvater war bereits Tischler“, erzählt Huemer-Fistelberger, wobei SFK mit einer klassischen Tischlerei wenig gemein hat. Statt Hobel und Fuchsschweif findet man 5-Achs-CNCBearbeitungsmaschinen, statt handgezeichneten Plänen 3D-Scans und -konstruktionen. „Unser Materialspektrum ist so breit wie das Leistungsspektrum: Holz, Faserverbundwerkstoffe, Carbon, Kunststoffe, Alu. Alles im Freiformbereich und was in die dritte Dimension geht“, so Haslinger. Und genauso breit ist das Kundenspektrum von der Luftfahrt zum Werkzeugbau über Kunst und Design bis hin zum Gehäusebau und zu Bestattern. ZUR PERSON CLAUDIA HASLINGER & MARTINA HUEMERFISTELBERGER. Die beiden Schwestern stiegen 2007 bzw. 2008 in den von Vater Gerhard Spitzbart gegründeten Betrieb ein. Haslinger absolvierte die HLW in Bad Ischl und studierte an der FH Gleichenberg Gesundheitsmanagement. Huemer-Fistelberger schloss die HTL Hallstatt für Möbelbau & Innenausbau ab und studierte Produktion & Management an der FH Steyr. ä Wir wollen unser Know-how einsetzen und nicht zu viel Ressourcen in Büro- kratie stecken. Uns liegt der berühmte Handwerker-Handschlag am Herzen. Martina Huemer-Fistelberger Geschäftsführerin, SFK Tischler GmbH

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